Interview mit Timo Scheider und Loris Rubatto

Vom Nürburgring an den Goscha-Marie-Ring: Über die Kombination von motorsportlichem Ehrgeiz und Spaß und Feierlaune mit Familie und Freunden.

Timo, du bist sozusagen ein „alter Bekannter“ auf dem Goscha-Marie-Ring hier in Taldorf. Was ist dir denn von den beiden Rennen, an denen du bereits teilgenommen hast, am meisten und was am besten in Erinnerung geblieben?

Timo: Grundsätzlich hat das ganze Event bei mir einen total positiven Eindruck hinterlassen, weil es einfach eine große Feier ist und für mich als Motorsportler natürlich eine besondere Kombination, in der Form, dass man Spaß und Motorsport auf Zweirädern mit einer Zeit mit guten Freunden und Feierlaune verbinden kann. Und ich glaube, das ist definitiv das Besondere daran; nicht umsonst kommen immer so viele Zuschauer und Fans. Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, dass ich es erst zweimal geschafft habe, ich hätte gerne öfter teilgenommen, aber das einzige, was bei mir noch auf der To-Do-Liste steht, was das Event betrifft, ist tatsächlich erfolgreich zu sein. Wir waren beides Mal gut und zügig unterwegs, sind aber jedes Mal mit technischen Defekten ausgefallen. Und wir hoffen natürlich, dass wir das dieses Jahr dann mal ändern können.

Das ist natürlich schade, dass es bisher so unglücklich verlaufen ist, aber gleichzeitig ist es immer ein entscheidender Faktor für alle Teams, wer es schafft, das Mofa ganz über die letzte Runde zu bringen.

Timo: Ja, die Entwicklung ist natürlich auch ganz interessant: Am Anfang war der Spirit so ein bisschen „Wir fahren mit dem Mofa im Kreis“ und haben eine tolle Party zusammen und die Entwicklung danach ging weiter dahin, dass immer mehr an den Mofas gemacht wurde: es werden verschiedene Motoren getestet, es gibt verschiedene Fahrwerkssetups; also immer mehr Motorsport und es werden Profis dazu geholt, die auf dem Motorcross gut sind etc. Was auf der einen Seite natürlich verständlich ist, auf der anderen Seite aber das ist, was ich so ein bisschen schade finde, dass dieses klassische „Wir fahren ein bisschen Mofa und haben Spaß“ mittlerweile sehr Performance orientiert ist – aber es tut dem Ganzen keinen Abbruch. Ich bin selber Profisportler und deshalb geht es bei mir auch immer darum, Ergebnisse zu erzielen. Ich bin in dieser Hinsicht auch nicht anders als die anderen, die hier gewinnen wollen und mit dem Gedanken reisen wir auch an.

Sehen, wo wir stehen, werden wir erst am Samstag irgendwann. Ich selbst bin zu Trainingszwecken in meiner Off-Season im Winter Supermoto gefahren, aber ich bin schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr auf so einem Motorrad oder Motocross gesessen. Von daher wird das auch wieder so ein bisschen ein „Rookie-Anfang“ sein mit allem und wir haben tatsächlich erst am Dienstag unser Mofa bekommen, wo nun auch noch nicht klar ist, wo die Reise hingeht, wie gut und konkurrenzfähig es ist.

Worauf freust du dich bei diesem Rennen?

Timo: Ich freue mich natürlich jetzt, das erste Mal in meiner gesamten Karriere als Rennprofi mit meinem Sohn zusammen am Start zu stehen und das tatsächlich – kaum zu glauben – auf zwei Rädern anstatt auf vier. Ich hätte durchaus gedacht, dass wir vorher mal ein Kartrennen oder irgendein Autorennen zusammen fahren, aber jetzt fahren wir tatsächlich auf zwei Rädern zum ersten Mal zusammen ein Rennen. Es ist der perfekte Anlass dafür, weil einfach der Spaß im Vordergrund steht und der Ehrgeiz trotzdem ganz oben auf ist. Ich weiß nicht, wie mein Sohn das sieht, aber Spaß habe ich dann, wenn es am besten erfolgreich ist.

 

 

Loris, gibt es denn in deinem Leben abgesehen von deinem prominenten Vater bereits Schnittstellen zum Rennsport?

Ja natürlich, es gibt immer wieder Kontakt zum Motorsport. Das Interesse ist auf jeden Fall da. Früher war es beispielsweise das Gokart Fahren, obwohl ich hier aktuell nicht mehr so aktiv bin, aber doch hin und wieder Gokart oder etwas in dieser Art fahren gehe, wenn ich Lust dazu habe. Das macht mir auf jeden Fall noch Spaß und der Plan wäre auch, dass ich irgendwann wieder in einem Auto sitzen soll. Auf der Straße bin ich zurzeit tatsächlich auch auf zwei Rädern unterwegs. Obwohl das natürlich etwas ganz anderes ist, bei einem Mofarennen dabei zu sein, mit viel kleineren Motoren und ein wenig langsamer, aber das macht hoffentlich genauso viel Spaß, wenn nicht sogar mehr.

Timo: Und eines kann ich dazu auch versichern: Den Ehrgeiz untereinander wird es auf jeden Fall auch geben. Beim Kartfahren schafft er es schon hier und da schneller zu sein und von daher ist das meine Challenge beziehungsweise unsere Herausforderung, so weit wie möglich vorne zu sein, aber es wird natürlich auch den internen Kampf geben, wer am Ende die Zeitenliste anführt.

 

Loris ich habe auf deinem Insta-Profil gesehen, dass du einen Rückwärtssalto aus dem Stand stehen kannst. Wie hoch ist die Chance, dass wir den zu Gesicht bekommen, wenn du deinen Papa überrundest oder ihr euch auf dem Podest platziert?

Das bekommen wir auf jeden Fall hin. Wenn wir auf dem Podium stehen, dann ist der auf jeden zu sehen.

Das wird dann nochmal ein Highlight, dann müsst ihr euch ja nur noch auf dem Podest platzieren.

Timo: Da müssen wir uns noch darum kümmern, den Rest bekommen wir in dem Fall hin – lacht.

Alternativ hat sich dein Papa auch schon einmal ein Tattoo nach einem Sieg stechen lassen, aber das ist in dem Fall nach deiner bereitwilligen Zusage nicht notwendig.

Timo lacht: Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt. Aber so ein Backflip ist für die Zuschauenden auch interessanter als ein Tattoo, das später gestochen wird.

 

Timo du warst dieses Wochenende spontan am Nürburgring, um das DTM-Rennen für ran racing zu kommentieren. Insbesondere das Wetter war hier ein spannender und unvorhersehbarer Faktor, der entscheidend ins Renngeschehen eingreifen kann. Welches Wetter wünscht ihr euch denn für kommenden Samstag am Goscha-Marie-Ring?

Timo: Ein Event braucht schönes Wetter, weil es von den Emotionen der Fans und den Menschen, die extra dafür kommen und das Event genießen wollen, abhängt und deshalb wünsche ich mir schönes Wetter. Es ist kein Problem, wenn es bei höheren Temperaturen dann irgendwann natürlich auch schweißtreibend auf dem Mofa wird, das nehme ich gerne in Kauf. Obwohl ich grundsätzlich in meinem ganzen Leben als Rennfahrer Regen gern gemocht habe, aber auf dem Mofa in der Wiese und in der Matsche ist es natürlich nochmal etwas anderes. Oder was würdest du dir wünschen Loris?

Loris: Auf jeden Fall auch schönes Wetter. Es wäre natürlich optimal, damit die Kulisse passt und genug Zuschauer kommen, vor allem auch wie die letzten Jahre mit ihren Kindern, die sich das Rennen dann anschauen können. Auch wenn es auf der Strecke im Regen Spaß macht, ist es für die Kulisse definitiv besser, wenn es trocken ist.

Timo: Diesen Punkt würde ich auch gerne noch betonen: Wir sind offen und freuen uns über jeden – Familienvater, -mutter oder natürlich Kind –, der in der Boxengasse zu uns ins Zelt kommt und ein Autogramm oder ein Foto haben möchte. Es soll sich niemand davor scheuen, nach einem Foto zu fragen oder ähnliches. Dafür sind wir da: Es muss Spaß machen und wenn wir anderen Menschen noch eine Freude machen können, ist das natürlich umso schöner. Wir sind auch gerade noch dabei uns gemeinsam mit unserem Sponsor „Geman“ etwas auszudenken, bei unserem Zelt noch eine Besonderheit in der Art eines Glücksrads, einer Lotterie oder ähnlichem zu schaffen, bei dem die Besucher auch noch etwas gewinnen können.

 

Timo, wenn du dir die jetzigen DTM-Fahrer einmal vor Augen führst, wen könntest du dir am besten davon auf einem Mofa in Taldorf im nächsten Jahr vorstellen?

Timo: Ich habe tatsächlich bereits dieses Jahr mit ein paar DTM-Fahrern telefoniert gehabt –ehemaligen und aktuellen Rennfahrern. Leider ist jeder irgendwie verhindert, was ein bisschen schade ist, weil es gebe genügend im positiven Sinne „Bekloppte“, die hier dabei wären. Aber natürlich muss man auch immer aufpassen, was die Werksverträge der Fahrer hier hinsichtlich Verletzungssensibilität und der Meidung aller möglichen Risikosportarten vorschreiben. Bei manchen geht das, weil der ein oder andere Hersteller die Fahrer hier selbst nach eigenem Gefühl entscheiden lässt, aber die meisten haben dann doch das Problem, dass der Vertrag das verbietet.

Ich habe mit Timo Glock und mit Philipp Eng sowie mit ein paar Radprofis aus meiner Region gesprochen und konnte jetzt am Ende einen ehemaligen Radprofi bekommen – Domenic Weinstein – der extra etwas weiter anreist, um dabei zu sein, weil er selbst Motorcross fährt und auch hier die Affinität zum Zweirad im Offroadbereich hat.

Ich bin aber immer dran und habe immer wieder Fahrerkollegen, die gerne mal mitmachen würden – was wir mit Sicherheit irgendwann einmal hinbekommen werden. Wer das am Ende des Tages wird, kann ich natürlich aus den oben genannten Gründen nicht sagen.

Ich selbst hatte beispielsweise das Glück, dass Audi gesagt hat, dass ich das Risiko selber einschätzen muss und gegebenenfalls dann die Konsequenzen dafür tragen müsste. Ich glaube, wenn man hier entsprechend mit Kopf unterwegs ist, dann kann man das Risiko ein bisschen managen. Ich habe das Wochenende nach dem Mofa-Cup meinen WM-Lauf in Deutschland und ich gehe ganz klar davon aus, dass ich entsprechend mit zwei Armen und zwei Beinen ganz normal am Start stehen werde.

Wenn du hypothetisch, unbeachtet aller Vertragsklauseln einen Teampartner für dich aussuchen könntest, gebe es da – abgesehen von deinem Sohn natürlich – einen Favoriten, den du als Teamkollegen gerne gewinnen würdest?

Timo: Also einen richtigen Favoriten, wo ich sagen würde, dass wäre genau der Richtige… Bei Jörg Müller käme der Rennsportgedanke durch, weil er wahrscheinlich sehr schnell wäre – aber aus dem reinen Spaßfaktor; ganz im Ernst würde ich mir tatsächlich meine Frau wünschen. Dass ich es irgendwann mal schaffe, mit meiner Frau ein Rennen zu fahren, ob es ein Auto- oder ein Zweiradrennen wäre. Ich glaube, sie hat extrem viel Talent dafür, aber wir haben noch nie etwas zusammen in dieser Art und Weise gemacht. Sie sitzt gerade neben mir und grinst schon. Ich versuche seit Jahren irgendwelche Situationen zu kreieren, wo sie mal dabei sein kann und ihre Fähigkeiten, die sie hat, auch mal ausloten kann. Gegen meine Frau zu fahren, wäre natürlich noch besser (lacht), obwohl es sein könnte, dass es dann die nächsten Tage kaltes Essen zu Hause gibt.

Loris: Oder gar keines (lacht).

Timo: Es ist ja immer so: In der Familie macht es einfach am meisten Spaß und wenn jeder dann auch ein bisschen Perfomance orientiert denkt und ehrgeizig ist, dann wird es umso cooler; aber es soll dabei natürlich immer noch ehrgeizig-lustig bleiben. Dafür gibt es auf jeden Fall genügend Potenzial in der Familie, um das eine oder andere noch zu starten.

Von Rennfahrern gebe es tatsächlich einige, die hier in Frage kommen würden. Wir sind mit dem mehrfachen Rallyeweltmeister Sébastien Ogier sehr gut befreundet, der da auch sehr gut hinpassen würde. Es gibt ein paar gute Namen aus der Rennsportwelt, die in Frage kommen würden, aber spontan einen Favoriten gibt es jetzt nicht.

 

Habt ihr euch für das kommende Rennen bereits eine gemeinsame Strategie überlegt?

Timo: Ich weiß ja, was da die letzten Jahre mofa- und fahrermäßig passiert ist. Wir sind nicht so blauäugig und sagen: „Wir kommen da hin und gewinnen das“, weil wir A nicht wissen, was für Material (Mofa) wir haben und Loris noch nie bei einem Mofarennen gefahren ist und ich selbst schon ewig nicht mehr auf dem Mofa gesessen bin.

Wir stapeln tief und wollen hoch gewinnen – das ist die Strategie (lachen).

 

Welches Ziel habt ihr euch für das Rennen gesetzt?

Realistisch gesehen ist glaube ich Top 10 im Ergebnis Pflicht, wenn wir durchfahren, wenn das Mofa dementsprechend okay ist. Von der Fahrerperformance können wir das liefern, wenn das Moped es durchhält, ist das ein realistisches Ziel. Top 5 wäre super und alles, was Richtung Podium geht, wäre sehr, sehr unerwartet, weil ich die Konkurrenz kenne. Die Technik muss funktionieren, der Speed muss da sein, das Mofa muss durchhalten und wir müssen uns dementsprechend auch nicht dumm anstellen. Ich hoffe, dass wir alles zusammenbringen und dann sehen wir mal, wo wir rauskommen. Klares Ziel ist es, soweit vorne wie möglich zu sein und klar ist auch, wenn das nicht weit vorne ist, dass dann eine Enttäuschung da sein wird. Ich hoffe, dass ich mein Ehrgeiz und den Frust dann irgendwann hintenanstellen kann und nicht zu enttäuscht bin, wenn es nicht läuft und dann auf Spaßmodus umstellen kann und es einfach genieße, mit meinem Sohn und Domenic gemeinsam fahren zu können.

 

Abschließend: Hat der Vater noch einen Rat für seinen Sohn für das Event?

Loris: Jetzt bin ich mal gespannt…

Timo: Ich würde jetzt sagen, wenn er jünger wäre: „Ich streiche dir das Taschengeld, wenn du schneller als ich fährst“, aber das geht nicht, er bekommt kein Taschengeld mehr. Lacht

Ich glaube wichtig ist einfach, eine gewisse Frechheit an den Tag zu legen, beim Überholen auch mal die Ellbogen auszufahren und sich zu behaupten. Aus der Supermotowelt weiß ich noch, dass man da auch gerne mal mit der Stimme den ein oder anderen zur Aufmerksamkeit bringen kann, indem man mal von hinten schreit, wenn man sich annähert, damit derjenige sich umdreht oder einen Fehler macht, sodass man dann besser vorbeikommt. Am Ende des Tages geht es ja darum, schnell zu überholen, keine Zeit beim Überholen zu verlieren und zu überrunden. Es gilt nicht eine schnelle Runde, sondern es gilt, schnellstmöglich die ganze Distanz zu überbrücken und da muss man clever sein. Es geht nicht nur mit Gewalt, es geht auch mit Cleverness.

Das hört sich nach guten Tipps an und ich sehe du bist hier mit allen Wassern gewaschen, was das angeht.

Timo lacht: Das ist eben das, was ich gesagt habe: Ich kann dieses Motorsportgen nicht ablegen und manchmal bin ich auch in der einen oder anderen Situation zu ehrgeizig, aber sonst wäre ich wahrscheinlich nicht schon seit so vielen Jahren Profirennfahrer und würde für das, was ich tue, bezahlt. Wenn ich diesen Ehrgeiz nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht da, wo ich bin und deswegen ist es grundsätzlich gut. Auf der anderen Seite stehe ich mir manchmal dann auch so ein bisschen selber im Weg, wenn der Ehrgeiz zu groß ist – aber dieses Wochenende steht ganz klar der Spaß im Vordergrund. Wenn wir Spaß haben, sind wir auch schnell.

Loris – jetzt das Ganze natürlich auch noch andersherum: Hast du noch einen Tipp für den Papa?

Loris lacht: Tipps sind andersherum eher schwierig, aber natürlich soll es Spaß machen, es soll nichts Blödes dabei herauskommen. Wir geben alles und probieren zumindest alles, was geht, was das Mofa hergibt, und dann ist eigentlich bereits das meiste gesagt, würde ich sagen.

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